Osteopathie als ganzheitliche Therapieform

In der Osteopathie benutzt man u. a. sanfte Griffe, um Bewegungsverluste im Schädelbereich, bei den inneren Organen oder den Gelenken zu beseitigen.
Osteopathie ist ein Teil der Medizin, die sich mit ganzheitlichen Aspekten der menschlichen Gesundheit und Krankheiten beschäftigt. Entwickelt hat sie der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still am Ende des 19. Jahrhunderts. Seit 1992 ist Osteopathie ein Schwerpunkt in unserer Praxis in Meppen.
Seit den 1960er Jahren ist Osteopathie in den USA eine Hochschulausbildung, gleichberechtigt mit dem normalen Medizinstudium. In Europa sind diese Ausbildungen, die noch keinen Hochschulcharakter haben, in unterschiedlichen Ländern (Holland, Belgien, England, Frankreich) offiziell anerkannt. In Deutschland ist die Behandlungsmethode sowohl bei den Ärzten, die meistens ein postgraduiertes Studium, oder bei den Physiotherapeuten, die eine zwischen 5 bis 7 Jahre dauernde Ausbildung absolvieren, noch nicht offiziell anerkannt. Daher werden die Kosten für Osteopathie von den gesetzlichen Krankenkassen nur begrenzt getragen.
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapieform, bei der strukturelle Bestandteile unseres Körpers, also Knochen, Muskeln, innere Organe, Nervensystem und Bindegewebe in eine funktionelle Wechselbeziehung zueinander stehen. So lange dieses Zusammenspiel funktioniert, ist unser Organismus gesund.
Traumatische Ereignisse, wie z. B. Stürze, Unfälle, nicht unbedingt schwere, aber sich wiederholende Verletzungen, schwere Infektionen und Operationen, schwere Geburten, aber auch psychische Traumata, können das Gleichgewicht in dem gesamten System unseres Körpers stören. Die Folgen sind zuerst Funktionsstörungen einzelner oder mehrerer Systeme des Organismus, die sich mit Verspannung, Schmerzen, häufigen Blockierungen der Gelenke, Störung des hormonellen und/oder vegetativen Nervensystems zeigen.
Auch die funktionelle Problematik des viszeralen Systems (wie z. B. Herz-Kreislauf, Verdauungs- und Ausscheidungsorgane) kann dadurch beeinflusst werden. Dabei entwickeln sich die Krankheits-Symptome nicht unbedingt nur an den unmittelbar betroffenen Körperteilen, sondern auch an anderen Stellen. Über Bänder, Nervenstränge, Bindegewebe, welche Knochen, Muskeln und innere Organe miteinander verbinden, wird die Spannung auf mehrere oder nur einzelne Körperteile übertragen. Z. B. kann eine Verspannung des Zwerchfells sich direkt auf die Leber, auf den Magen und auf die Lunge, aber auch indirekt über Nervenstränge auf die Halswirbelsäule verbreiten.
Die Osteopathie konzentriert sich deshalb nicht auf einzelne Symptome, sondern versucht die Vielfalt der Symptome zusammen zu verbinden. Dazu benötigt man in der Osteopathie eine ausführliche Anamnese-Befragung und genaue Untersuchung mit den Händen, um die Beweglichkeitseinschränkungen der Organe, Muskeln, Gelenke und des Bindegewebes zu ertasten.
Bei Kindern findet man die Störungen oft am Schädel, bedingt durch nicht physiologischen (normalen) Druck während der Schwangerschaft und des Geburtsvorgangs. Bei Erwachsenen sind Dysfunktionen viel öfter im Bereich der inneren Organe zu finden, bedingt durch nicht immer gesunde Ernährung, Infektionen, Operationen. Zum Beispiel führt eine Infektion durch die Magenbakterie Helicobacter pylori zu einer Irritation der Magenschleimhaut und der sich dort befindenden Rezeptoren des vegetativen Nervensystems. Dadurch entsteht einerseits eine Spannung bzw. Irritation im Sonnengeflecht mit häufigen Ausstrahlungen zur Wirbelsäule und zwischen die Schulterblätter, andererseits führt eine Irritation des Vagusnervens (ausgehend von der Schädelbasis) zu Nackenverspannung und Kopfschmerzen. Durch Spannung im gesamten Magen kommt es häufig zu einer Verspannung des Zwerchfells und Muskeln, die auf der Vorderseite der Wirbelsäule verlaufen und mit dem Magen kommunizieren. Die asymmetrische Spannung der Muskelstrukturen führt dann bei abruptem Bücken oder Drehen zu Blockierungen (Ausrenkungen) der Wirbelsäule und des Beckens, häufig mit schmerzhaften Reaktionen.
Durch Umknicken im Fußbereich kommt es zu Blockierungen in den kleinen Fußknochen, was zu einer abnormalen Stellung des Fußes führt. Um das zu kompensieren, kommt es zur Verspannung der Wadenmuskulatur, die nach längerer Zeit wiederum sekundäre Dysfunktionen des Wadenbeines und dann weiter auch des Beckens verursachen kann. Eine abnormale Fixation (Bewegungseinschränkung) eines Beckenknochens geht mit funktioneller (also nicht echter) Beinverkürzung einher, was die Statik des Beckens und der gesamten Wirbelsäule stört. Dadurch kann es natürlich nach längerer Zeit zu schmerzhaften Blockierungen und auch Kopfschmerzen kommen.
Um solche Vorgänge im menschlichen Körper feststellen zu können, sind einerseits umfangreiche Kenntnisse im Bereich der Physiologie und funktioneller Anatomie, die manchmal über die normale ärztliche Ausbildung hinaus gehen, erforderlich. Andererseits müssen die osteopathisch tätigen Therapeuten ausgeprägte Palpationsfertigkeiten (Fähigkeit, mit den Fingern Restriktionen bzw. Bewegungseinschränkungen zu fühlen) besitzen. Die Störungen sind nicht nur an der Wirbelsäule, sondern auch im Bereich der inneren Organe und des Schädels zu spüren.
Ein wichtiger Teil der osteopathischen Fertigkeiten ist auch ein Gefühl, dass
- der menschliche Körper als Einheit funktioniert,
- über selbstheilende Mechanismen verfügt,
- ein abnormer Druck oder eine Spannung in einem Teil des Körpers einen abnormalen Druck und Spannungsphänomene in einem anderen Teil des Körpers produziert.
Diese drei Komponenten sind nicht innerhalb von ein paar Kursen zu erlernen. Erst nach mehreren Jahren der praktischen Tätigkeit ist es möglich, diese Fertigkeiten zu verbinden, um erfolgreich osteopathische Therapien durchzuführen.
Die Wirkung der osteopathischen Therapie betrifft nicht nur die Symptome, die den Patienten zum Therapeuten führen, sondern seinen gesamten Körper. Deswegen ist es schwer, aus osteopathischer Sicht Krankheiten zu benennen, die eine derartige Therapie indizieren, d. h. sinnvoll erscheinen lassen). Um Ihnen jedoch das Spektrum der Behandlung zu veranschaulichen, haben wir weiter unten auf dieser Seite einige Symptome benannt.
Wir sind Mitglied in folgendem Verband: